Immer mehr Hitzetage, Tropennächte und langanhaltende Wärmeperioden, das ist längst auch in Graz Realität. Besonders in stark versiegelten Stadtteilen heizen sich Straßen und Gebäude auf, während die Nächte kaum mehr Abkühlung bringen. Hitze ist damit nicht nur eine spürbare Belastung, sondern ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko, vor allem für ältere Menschen, Kinder, Schwangere und Menschen mit Vorerkrankungen.
Deshalb hat die Stadt Graz einen Hitzeaktionsplan entwickelt. Er soll helfen, die Bevölkerung frühzeitig zu warnen, über Schutzmaßnahmen zu informieren und im Ernstfall gezielt zu unterstützen. Der Plan bündelt Empfehlungen zur Eigenvorsorge, bietet Entlastung für besonders gefährdete Gruppen und schafft konkrete Angebote, etwa „coole Räume" in Bibliotheken oder Kirchen, kostenlose Trinkwasserbrunnen in allen Bezirken sowie gezielte Kommunikation über Hitzeschutz und Verhaltensregeln.
Wichtig zu wissen: Der Hitzeaktionsplan der Stadt Graz tritt nicht automatisch in Kraft. Erst wenn das Land Steiermark auf Basis meteorologischer Prognosen eine offizielle Hitzewarnung für den steirischen Zentralraum - und damit auch für Graz - ausgibt, werden die vorgesehenen Maßnahmen aktiviert. Dann greifen die abgestimmten Abläufe der Stadtverwaltung, um gezielt auf die akute Hitzebelastung zu reagieren.
Klar ist, dass Hitzeschutz bei jeder und jedem selbst beginnt. Wer frühzeitig auf sich und andere achtet, kann gesundheitliche Folgen vermeiden. Der Hitzeaktionsplan bietet dafür Orientierung, Tipps und im Notfall auch Hilfe.

Viel trinken, auch wenn man noch nicht durstig ist
Ein Durstgefühl setzt erst ein, wenn man bereits viel Flüssigkeit verloren hat. Gerade bei betagten Menschen ist das Durstgefühl oft reduziert. Flüssigkeit wird mit dem Essen oder Getränken aufgenommen - die Trinkmenge ist von der einzelnen Person und ihrem Aktivitätsgrad abhängig, sollte generell aber bei Hitze mehr als üblich sein!
Regelmäßig trinken - öfter kleinere Mengen - fördert das Wohlbefinden. Neben Wasser eignen sich auch Kräuter- oder Früchtetees und verdünnte Fruchtsäfte zum Auffüllen des Wasserhaushalts. Vermeiden sollte man koffeinhaltige oder alkoholische Getränke. Auch an Haustiere denken - daher ausreichend Wasser für Hund, Katze und Wellensittich bereitstellen.
Aufenthalt im Freien vermeiden
Nach Möglichkeit Aufenthalte im Freien - vor allem direkte Sonneneinstrahlung - in der heißesten Zeit des Tages vermeiden (zwischen 11 und 16 Uhr). Körperliche Aktivitäten im Freien bzw. Sport in den Morgen- oder Abendstunden planen. Den Tagesrand zum Einkaufen nutzen, Mittagspausen nach Möglichkeit verlängern oder „Siesta halten". Bei Aufenthalten im Freien möglichst im Schatten bewegen, Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor benutzen, Sonnenbrille aufsetzen und leichte Kopfbedeckung tragen.
Den Körper erfrischen
Eine kühle (keine „kalte") Dusche, ein Bad oder Stirn, Nacken, Handgelenke mit Wasser kühlen, erfrischt den Körper. Kalte Umschläge, kühle Unterarmbäder und Fußbäder wirken ebenfalls erfrischend.
Kühlende Maßnahmen sollen mehrmals täglich durchgeführt werden
Betagte Menschen schwitzen weniger als Kinder und jüngere Erwachsene; ihre Körpertemperatur wird daher nicht ausreichend reguliert. Eine gute Möglichkeit für betagte Menschen ist das Besprühen mit Wasser mit einem Pumpzerstäuber. Gesicht, Hals, Arme, Unterschenkel und Füße werden besprüht und nicht abgetrocknet - das verdunstende Wasser kühlt den Körper auf sehr angenehme Weise.
Die eigenen vier Wände kühl halten
Am frühen Morgen oder späten Abend die Wohnung/das Haus gut durchlüften, Fenster nach Möglichkeit nachts offen halten! Tagsüber Fensterläden, Jalousien oder Vorhänge nutzen, um direkte Sonneneinstrahlung und damit ein Aufheizen der Räume zu vermeiden. Sind keine Vorhänge o.ä. vorhanden, kann man Fenster mit hellen Tüchern oder Decken verhängen. Ein feuchtes Leintuch (nach dem Waschen aufgehängt) bringt nicht nur Kühlung, sondern auch frischen Duft.
Nachbar:innen, Freund:innen und Familie besuchen oder anrufen
Achten Sie auf Ihre Nachbar:innen, Freund:innen und Familienangehörige, besonders wenn sie zu einer der Risikogruppen zählen. Klopfen Sie bei Ihren betagten Nachbarinnen und Nachbarn an, um zu fragen, ob sie etwas brauchen! Vielleicht können Sie den Einkauf für sie erledigen oder beim Verhängen der Fenster helfen. Telefonieren Sie mit Ihren älteren Verwandten, um zu hören, ob es ihnen gut geht. Lebt ein:e Verwandte:r in einer sehr heißen Wohnung (Dachgeschoß) laden Sie ihn/sie für ein paar Tage zu sich ein.
Wenn eine Person Symptome von Hitze-Erkrankungen zeigt, alarmieren Sie einen Arzt/eine Ärztin oder die Rettung!
Weite, helle und atmungsaktive Kleidung tragen
Weite, helle, luftige Kleidung aus Baumwolle oder anderen Naturfasern eignet sich hervorragend für heiße Tage. In der Sonne stets eine Kopfbedeckung - Kappe oder Hut - tragen. Auch ein Ventilator oder ein Fächer lindern die Hitze.
Kühle Orte aufsuchen
Einige Stunden in einem kühlen Bereich haben bereits einen massiven Entlastungseffekt für den Körper. Kühle oder klimatisierte Orte wie Kirchen, Büchereien, Schwimmbäder, Supermärkte, Einkaufszentren, Kinos, Plätze im Uferbereich von Gewässern oder auch einfach schattige Grünflächen oder Parks (Brunnen) bieten sich für Abkühlung an.
Leichte Kost
Leichtes, gut verdauliches Essen mit viel Gemüse und Früchten ist das Richtige für den Hitzetag. Vermeiden Sie die Nutzung des Backrohrs nach Möglichkeit.
Keine Menschen und Tiere in geparkten Autos zurücklassen
Die Temperatur in einem geparkten Fahrzeug in der Sonne kann rasch auf mehr als 50 Grad ansteigen - für Mensch und Tier gefährlich! Lassen Sie daher nie Kinder, geschwächte Personen und Tiere in Fahrzeugen zurück!
Online-Termine nutzen
Überprüfen Sie, ob Erledigungen auch digital möglich sind und keinen Aufenthalt im Freien erfordern. Die Stadt Graz bietet dazu ein umfangreiches Angebot an: Digitale Stadt Graz Wo Termine erforderlich sind, können diese telefonisch oder online über die Homepage der Stadt Graz vereinbart werden, so entsteht kein langes Anstellen vor den Schaltern oder Büros.
Symptome von Hitze-Erkrankungen können sein:
- Kopfschmerzen
- Übelkeit / Erbrechen
- Hochroter Kopf
- Fieber
- Schwindel
- Schüttelfrost
- Extremes Durstgefühl
- Verringerte Harnmenge (dunkelgelber Harn)
Wenn Sie einige dieser Symptome an sich selbst spüren, gehen Sie in den Schatten, trinken Sie Wasser und rasten Sie. Wenn sich Ihr Zustand nicht bessert, holen Sie Hilfe.
So helfen Sie anderen bei Hitzenotfällen:
- Person in den Schatten bringen, für Ruhe sorgen
- beengende Kleidung öffnen und möglichst frische Luft zuführen (Fenster öffnen)
- kalte Umschläge auf die Stirn legen
- bei erhaltenem Bewusstsein Wasser zu trinken geben
- bei erhaltenem Bewusstsein den Oberkörper erhöht lagern
- ggf. einen Notruf (144) absetzen, wenn sich der Zustand des Patienten nicht bessert.
Wenn Sie an einer schweren chronischen Erkrankung leiden, empfiehlt es sich, bei einer routinemäßigen Kontrolle Ihren Arzt/Ihre Ärztin zur Dosierung Ihrer Medikamente bei Hitze zu fragen, weil manche Medikamente die Auswirkungen von Hitze verstärken können.